Mittwoch, 7. Oktober 2015

Urteile trennen - David P. Pauswerk-der Andersmensch


Kein Mensch hat negative Eigenschaften. Die einzigen sogenannten "negativen" Eigenschaften, über die ein Mensch verfügt, sind jene, die andere an ihm zu erkennen glauben. Aus der Sicht der Existenz ist jedes Individuum wertfrei zu betrachten. Jedes Individuum existiert als einzigartiges Meisterwerk. Es gibt kein negatives Urteil seitens der Existenz; es gibt überhaupt kein Urteil seitens der Existenz. Alleine der Fakt, dass ein Individuum existiert, ist Bestätigung dafür, dass es sein soll. Es soll sein, weil es auf seine Art vollkommen ist.

Nur weil dir persönlich gewisse Aspekte an deinem Nächsten nicht passen, bedeutet das noch lange nicht, dass dein Urteil über eine Person universelle Gültigkeit hätte. In Wahrheit hat dein Urteil überhaupt keine Gültigkeit, ausgenommen vor dir selbst.

Jedes Wesen ist in seinem Sosein vollkommen – kein Wesen unter der Sonne ist fehlerhaft! Fehlerhaft ist bloß dein Urteil, deine Wertung, deine Schablone, in die du ein Individuum zu pressen versuchst.

Dein Maßstab aber hat keinerlei Relevanz für den anderen, also lass all deine Urteile über ihn fallen. Lege dein individuelles Maß nur an dir selbst an. Den Anderen akzeptiere total in seinem Sosein. Akzeptiere ihn aus dem Wissen heraus, dass ihn die Existenz genau so gewollt hat, wie er ist. Du hast kein Recht, ihn zu bewerten, du hast kein Recht, über ihn zu urteilen – du hast sein bisheriges Leben nicht gelebt, du lebst sein gegenwärtiges Leben nicht. Du wirst sein Wesen deshalb nicht verstehen. Du kannst ihn bloß so akzeptieren, wie er ist, denn das tut die Existenz ebenso; und sein Hiersein ist der Beweis dafür.

Betrachte dich selbst als einzigartig, als wunderbar. Betrachte auch andere als einzigartig und wunderbar. Du möchtest so sein dürfen, wie du bist – der Andere möchte so sein dürfen, wie er ist. Ihr beide habt dasselbe Recht. Stelle dich also nicht über andere durch deine selbstgefälligen Urteile, denn so wichtig bist du nicht. Dein Dasein ist nicht wichtiger als das Dasein irgendeines anderen Wesens – jedes Dasein hat dieselbe Wichtigkeit.

Wenn du deine ganze Aufmerksamkeit auf deine eigene Entwicklung lenkst, kann dir völlig egal sein, wie dein Nächster ist – du solltest gar keine Zeit haben, mit deinem Nächsten ins Gericht zu gehen. Solange du Raum und Zeit hast, deinen Nächsten zu bewerten, ihn zu richten, solange bist du nicht total bei dir selbst. Solange versuchst du, von dir selbst abzulenken, um dein eigenes Licht, deine eigenen Schatten nicht ansehen zu müssen.

– Die einzigen sogenannten "negativen" Eigenschaften, über die ein Mensch verfügt, sind jene, die du an ihm zu erkennen glaubst. Sie haben weit mehr mit dir selbst zu tun, als mit deinem Nächsten.

David P. Pauswek – der Andersmensch, © 2012


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